Text von Bianca Cortese
Am Samstag verwandelte sich das Esswerk in Eschen in eine Bühne voller Musik, Kulinarik und gelebter Solidarität: Die CCF – Children Cancer Foundation – lud zur White Charity Party ein.
«Was für ein Bild – unglaublich!» Mit diesen Worten eröffnete Fabienne Lemaire, Kommunikationsverantwortliche der Children Cancer Foundation (CCF), die Sommernacht. Rund 300 Gäste in Weiss füllten das Esswerk in Eschen. «Ihr nehmt euch heute nicht nur für einen schönen Abend Zeit, sondern setzt damit ein Zeichen von Solidarität», sagte Lemaire. «Wir wissen, das Leben kennt gute und schlechte Zeiten. Gerade wenn man erlebt, wie zerbrechlich alles sein kann, spürt man umso stärker, wie wertvoll Freude, Lachen und Gemeinschaft sind. Feiern, lachen, tanzen – all das tut der Seele gut. Und mit diesem Abend schenken wir ein Stück Lebensfreude weiter an alle, die gerade eine schwere Zeit durchmachen. All das ist nur als Gemeinschaft möglich.»
Hilfe, die ankommt, neue Standorte, frische Energie
Die Geschichte der Children Cancer Foundation (CCF) beginnt lange vor ihrer offiziellen Gründung 1997. Friedhelm Gruber kam 1984 nach Liechtenstein – und war beeindruckt von den guten Lebensbedingungen im Land. Doch ein persönliches Schicksal sollte alles verändern: 1991 starb sein Patenkind an Leukämie. Damals lag die Überlebenschance für krebskranke Kinder bei gerade einmal zehn Prozent. Heute überleben dank Forschung und besserer Therapien 70 bis 90 Prozent der betroffenen Kinder. «Ich hatte so viel Glück im Leben – und als mein Patenkind starb, wusste ich: Ich will etwas zurückgeben», erzählt er. Er gründete mit Freunden eine Stiftung – zunächst unter dem Namen «Europäische Stiftung für krebskranke Kinder». Doch der lange Name brachte praktische Probleme mit sich: Banken akzeptierten im Verwendungszweck nur 30 Zeichen. 2023 erfolgte daher die Straffung auf den heutigen Namen CCF – kurz, griffig, international verständlich. Seit Mai 2025 tritt die Stiftung auch mit einem frischen Internetauftritt auf.
Seither wächst das Engagement stetig: Über 21 Millionen Franken wurden in den vergangenen Jahren gesammelt, davon rund 16,5 Millionen an betroffene Familien ausgeschüttet. Ein Grossteil stammt aus Benefizveranstaltungen – allen voran «Golfen mit Herz». Allein dort kamen bereits über zehn Millionen Franken zusammen. «Wichtig ist uns ausserdem, dass Spenden immer lokal eingesetzt werden», betonte Gruber. Die Unterstützung greift dort, wo offizielle Stellen nicht helfen können: von Lohnersatz über Transport- und Verpflegungskosten bis hin zur Reparatur des Familienautos oder der Betreuung von Geschwistern. Auch Projekte mit Kliniken gehören dazu: Schon zu Beginn half die Stiftung, eine Kinderkrebsstation zu erneuern, defekte Geräte zu ersetzen und Räume kindgerechter zu gestalten. Später wurden Laptops und Spiele für die Kinder angeschafft. «Oft sind es die Ärzte, die sehr dankbar sind – während Klinikverwaltungen zögern», so Gruber.
Um auf neue Herausforderungen zu reagieren, wurde 2020 die CCF Schweiz gegründet. Der nächste Schritt ist die Expansion nach Deutschland: Ein Standort in Stuttgart ist in Planung, mit Ulrike Weinz als Geschäftsführerin. Auch personell setzt die Stiftung auf frische Energie: «Ihr seht und hört, dass ich schon ein älteres Semester bin», schmunzelte Gruber. Mit Fabienne Lemaire sei der erste Verjüngungsschritt getan – «sie ist wie ein Erdbeben, voller Emotionen und mit einem grossen Herz. Der heutige Abend ist ihr Werk.» Mit Marcel Kieber sitzt ein weiterer Liechtensteiner im Stiftungsrat. Und auch im Fundraising geht man neue Wege: So konnte unter anderem einmal eine von Carlos Santana signierte Gitarre für eine Spendenaktion beschafft werden.
Partnerprojekt: Kraft und Freude am Krankenbett
Ein besonderes Highlight des Abends war zudem der Besuch des Teams von KinderKlinik Fit (KiKli Fit) vom Inselspital Bern. «Was sie tun, ist wirklich bewegend», leitete Lemaire ein. Kinder mit Krebs verbringen den Grossteil des Tages im Bett – mit Folgen wie Muskelabbau, Gelenkschmerzen oder Schwierigkeiten bei der Rückkehr in den Alltag. «Stellt euch vor, ihr müsst wochen- oder monatelang so liegen. Für Kinder mit Bewegungsdrang ist das noch viel schlimmer», erklärten die Verantwortlichen. Genau hier setzt KiKli Fit an: Spielerische Sport- und Bewegungstherapie wird direkt ans Krankenbett gebracht. «Wir gehen von Zimmer zu Zimmer, bringen buntes Material mit und nutzen jeden Platz – auch wenn es nur der Flur ist», so die Therapeuten. Die körperliche Gesundheit ist dabei genauso wichtig wie das seelische Wohlbefinden. «Es geht darum, dass die Kinder lachen, Freude haben und die Krankheit für eine Weile in den Hintergrund rückt.» So wertvoll die Arbeit auch ist: Die Finanzierung bleibt eine Herausforderung. «Wir müssen für unsere Therapien kämpfen. Die Krankenkassen übernehmen kaum bis gar nichts – obwohl Bewegung in der Schule Pflicht und sogar ein Kinderrecht ist», erklärten die Verantwortlichen.
Ihre Ziele? Das Angebot soll nicht nur in Bern, sondern in allen Kinderspitälern der Schweiz verfügbar sein. Darüber hinaus möchten sie noch einen Schritt weitergehen: Ausflüge und gemeinsame Aktivitäten organisieren, um Familien unbeschwerte Momente zu schenken, die Kraft für den langen Genesungsweg geben.
Spenden, die doppelt Freude schenken
Ein starkes Zeichen setzte an diesem Abend auch «Herzog & Loibner»: Die Mädchen Charlotte und Marie-Sophie präsentierten Armbänder, die eigens für die White Charity Party produziert und zugunsten der Stiftung verkauft werden. Ausserdem kündigte Bianca Herzog an, dass bis zum 24. Dezember 2025 pro verkauftem Edelstein-Anhänger aus ihrer Aldusblatt-Kollektion ein Beitrag an die CCF fliesst. «Die kleinen Edelstein-Anhänger sind Glücksbringer – für die Beschenkten und für krebskranke Kinder gleichermassen und wie man bekanntlich weiss, verdoppelt sich Glück, wenn man es teilt», so Herzog.
Auch an den Tischen blieb die Botschaft präsent: Flyer erinnerten die Gäste daran, dass jede Spende zwei Herzen höher schlagen lässt – das eigene und das eines kranken Kindes. Ein QR-Code machte es möglich, kinderleicht für die CCF zu spenden. Darüber hinaus floss alles, was an diesem Abend konsumiert wurde, direkt an die Stiftung. «Der gesamte Erlös der Getränke – sogar das Trinkgeld», hob Fabienne Lemaire hervor.
Während die Gäste das Streetfood-Buffet genossen und an Tischen oder an der Bar miteinander ins Gespräch kamen, legten die DJs Manu und Elvis auf, und die Band Stuff Like That heizte mit Funk und Soul ein. Es wurde deutlich: Die White Charity Party war weit mehr als ein stilvoller Abend. Jede Geste, jeder Tanz und jedes Lachen hatte Gewicht – Weiss, Lebensfreude und Herz verschmolzen zu einem eindrücklichen Zeichen gelebter Solidarität.